Jübars Grundschulleiterin Adina Borchert zieht positive Zwischenbilanz der Zeit im Klötzer Ausweichquartier
Seit sieben Monaten werden die Jübarer Grundschülerin Klötze unterrichtet, weil ihr Schulgebäude saniert wird. Zeit für eine Zwischenbilanz: Wie kommen die Kinder und Lehrkräfte an ihrer Ausweichlernstätte zurecht? Wie klappt das Lernen unter Corona-Bedingungen?
Nicht nur wegen der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Lockdowns ist derzeit für die Mädchen und Jungen der Grundschule Jübar alles anders. Weil ihr Schulhaus umgebaut wird, werden sie im Schuljahr 2020/2021 in Klötze in der ehemaligen Berufs- und späteren Zinnbergschule unterrichtet. Zwischenbilanz nach einem halben Jahr: „Es gefällt uns hier, wir haben uns super eingelebt“, sagt Schulrektorin Adina Borchert.
Die größte Umstellung für die 82 Kinder, die in vier Klassen unterrichtet werden, ist, dasssie jeden Morgen und mittags ziemlich lange im Schulbus unterwegs sind. Mit zwei Bussen, einmal über die Route Wüllmersen, Bornsen und dann über Lüdelsen, Stöckheim, Beetzendorf, werden die Kinder morgens ab 7 Uhr in ihren Heimatorten abgeholt. Wenn sie dann 40 beziehungsweise 50 Minuten später in Klötze angekommen sind, haben sie noch kurz Zeit, auf dem Schulhof herumzutoben, bis es dann um 8 Uhr in die Klassenräume geht und zehn Minuten später dort der Unterricht beginnt.
13.15 Uhr geht es dann zurück in die Heimatorte, wie bei der Hinfahrt begleitet von Pädagogen. „Anfangs überwog vor allem bei den Eltern die Skepsis, da es keine anderen Fahrtmöglichkeiten gab. Aber es läuft wirklich super. Die Kinder empfinden Busfahren als etwas Schönes“, hat die Schulleiterin festgestellt. Die Bedenken der Eltern hätten sich weitestgehend gelegt.
Um bei den gegebenen Busfahrtzeiten das Soll von mindestens fünf Unterrichtsstunden täglich zu gewährleisten, wird nach der ersten 55-Minuten-Einheit (zehn Minuten sind für ein kleines Frühstück vor oder nach der Stunde vorgesehen) in zwei größeren Blöcken unterrichtet. Vor jedem Block gibt es eine 20-minütige Hofpause. Auch in den Blöcken seien Verschnauf- und Bewegungspausen eingeplant, welche die sechs Lehrer je nach Konzentrationsfähigkeit der Schüler individuell variieren können.
Allerdings ist nicht nur der Blockunterricht für die Schüler neu. Weil eine Lehrerin in Rente ging, wurde eine neue Lehrerin begrüßt, wohingegen die frei gewordene Stelle der Pädagogischen Mitarbeiterin (PM), die sich ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet hatte, bis Januar unbesetzt blieb. „Dass wir mit Kirsten von Marwick-Lüchow jetzt eine neue PM haben, ist eine große Erleichterung für alle“, ist Adina Borchert froh.
Erleichtert ist sie auch, dass seit dem 1. März die Schulen wieder geöffnet haben dürfen. Die Beschulung während des Lockdowns habe Schülern, Eltern und Lehrern eine Menge abverlangt. „Insgesamt haben wir die Zeit aber gemeistert“, schätzt die Schulleiterin ein. Unter anderem deshalb, weil Eltern nach der ersten Schulschließung im Frühjahr 2020 bei Umfragen der Aktion „Schulerfolg gemeinsam sichern“ mitgemacht und von ihren Erfahrungen berichtet haben.
„Der Tenor war, dass sich Eltern mehr Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern gewünscht hätten. Diesen Kritikpunkt haben wir sehr ernst genommen und es dieses Mal anders gemacht. Dafür gab es jetzt viel positive Resonanz“, erklärt Adina Borchert.
Den Kindern unter den gegebenen Umständen eine bestmögliche Beschulung zu ermöglichen, sei mithilfe der Lernplattform „Schoolfox“ gelungen. „Die App ist zwar kostenpflichtig, aus eigener Erfahrung kann ich sie aber allen Schulen nur empfehlen. Die Kommunikation und Videokonferenzen, ob mit Schülern oder unter den Kollegen, klappt damit einfach und problemlos.“
Auch jetzt, da jeden Freitag die Eltern befragt werden müssen, ob ihre Kinder in der nächsten Woche zur Schule kommen, werde die Plattform genutzt. „Das spart unheimlich viel Bürokratie und Papier“, hat Adina Borchert festgestellt. Und sie bedankt sich „bei allen Eltern und Kollegen, dass sie sich so gut auf die neuen Medien eingelassen und Videounterricht gestaltet haben“.
Waren während der Notbetreuung anfangs zehn bis 12 und zuletzt 20 Kinder in der Schule, kommen seit dem 1. März nahezu alle wieder nach Klötze. Nun können – selbstverständlich nach Vorgaben des Hygieneplanes – die Themen behandelt werden, die im Distanzunterricht schwer vermittelbar sind.
Aber längst nicht nur, weil Lehrer die Unterrichtsinhalte besser erklären können als Eltern, „hatten sich die Kinder schon sehr auf die Schule gefreut, sondern, weil sie auch die sozialen Kontakte zu ihren Mitschülern vermissten.“
Apropos vermissen: So aufregend das aktuelle Schuljahr mit den täglichen Busfahrten auch sein mag und so gut alle damit zurechtkommen: „Wir freuen uns schon auf unsere neue Schule und sind gespannt auf die Farbgestaltung, bei der wir auch Mitspracherecht hatten“, sagt Adina Borchert. Nach derzeitigem Stand seien die Bauarbeiten im Plan, so dass das Schuljahr 2021/2022 wieder in Jübar starten könne. Zu den Sommerferien soll der Umzug erfolgen.
Sämtliches Mobiliar, das noch gut in Schuss ist und einen weiteren Umzug problemlos überstehen kann, wird dann mit zurückgenommen. Wurden beim Umzug nach Klötze schon tüchtig Lehrmaterialien wie alte Arbeitsblätter und überalterte Bücher aussortiert, „haben wir jetzt gemerkt, was nicht mehr zeitgemäß ist und deshalb aussortiert werden kann und ersetzt werden sollte“.
So viel steht jedoch fest: Die Tablets, mit denen den Kindern der Weg ins digitale und interaktive Lernen aufgezeigt wird, werden auf jeden Fall weiter genutzt. Adina Borchert: „Wir sind sehr dankbar, dass wir die Geräte von der Verbandsgemeinde bekommen haben. Wir können sehr gut damit arbeiten, selbst die Erstklässler bekommen das schon hin.“ Langfristig solle die intermediale Ausstattung der Schule weiter voranschreiten. Dassieht auch das Medienkonzept vor, das die Schulrektorin erarbeitet hat. Sie sagt: „Der Fortschritt geht immer weiter, da müssen auch wir als Schule uns bewegen und darauf einstellen und die Kinder bestmöglich auf den Weg bringen.“