Den Jübarer Hortkindern fällt es schwer, sich vom tierischen Nachwuchs zu verabschieden. Doch ein Wiedersehen ist bald geplant. Das besondere Projekt hat viele Einblicke in die Welt auf dem Lande gebracht.

VON ANKE PELCZARSKI

#JÜBAR. „Mein Küken heißt Superman“, erzählt Johanna, die Stoffkörbchen für die besonderen HortBewohner genäht hat. Ihre Begründung: Es fliege immer weg und drängele andere zur Seite. Auch Merle hat ihrem Küken einen Namen gegeben: Pinguin.

Die Jübarer Hortkinder haben ihre Hühner ins Herz geschlossen. Sie haben erlebt, wie diese im Brutapparat geschlüpft sind, und sich liebevoll um die Tiere gekümmert. FOTO: ANKE PELCZARSKI

Weil es schwarz und weiß sei und etwas watschle, verrät sie. Auch die weiteren 24 tierischen Geschwister, die im Hort der Regenbogenkinder der Grundschule Jübar auf Zeit leben, haben Namen. Der Hühner-Nachwuchs wird liebevoll versorgt und freut sich über Streicheleinheiten.

Erst füttern, dann lernen

„Wir hatten die Idee, dass Kinder mal miterleben können, was aus den Eiern schlüpft“, erzählt Hortleiterin Edeltraud Elmendorff. Unterstützung habe sie von Mitgliedern des Rassegeflügelzuchtvereins Jübar-Bornsen erhalten, die Eier spendiert hätten. Mitglied Matthias Raapke habe beim Beschaffen des erforderlichen Brutapparates unterstützt. Finanziert worden sei der Kauf auch mit dem Preisgeld vom Wettbewerb Jugend forscht, an dem die Hortkinder erfolgreich teilgenommen hätten und das der Schul-Förderverein verwahrt hatte. Der Heimatverein DrebenstedtBornsen habe ebenfalls dabei geholfen.

„Vor Ostern haben die Erst- und Drittklässler ihre Eier ausbrüten lassen, jetzt die Zweit- und Viertklässler“, sagt Edeltraud Elmendorff. Die Küken wuseln aufgeregt in ihrem Freilauf im Kreativraum herum, den die Kinder extra für sie gebaut haben. „Emily ist jetzt immer ganz zeitig im Frühhort, um beim Saubermachen und Füttern zu helfen“, nennt die Hortleiterin ein Beispiel, was dieses besondere Projekt ausgelöst habe. Die Schüler hätten ganz viel gelernt, zumal das Thema auch in den Unterricht eingeflossen sei. Matthias Raapke sei oft zu Besuch gewesen, um alles genau zu erklären.

„Ich finde dieses Projekt ganz hervorragend, weil die Kinder es so begeistert aufgenommen haben“, sagt der Drebenstedter. Er habe ihnen gern erklärt, wozu der Brutapparat da ist und wie er funktioniert. In diesem hatten zwei Papas sogar eine Kamera installiert, so dass die Mädchen und Jungen auch an Wochenenden verfolgen konnten, ob sich schon etwas tut, ergänzt Edeltraud Elmendorff.

„Dann haben wir die Eier durchleuchtet, um zu sehen, ob sie befruchtet sind“, berichtet Matthias Raapke. Die Kinder hätten gelernt, wie das Embryo und die Blutbahnen aussehen. Nach dem Schlüpfen hätten sie Maden und Grünes gesammelt und die Küken damit gefüttert – natürlich schnabelgerecht mit Unterstützung ihrer Hortnerinnen vorbereitet. Und auch Saubermachen und das Streicheln würden dazugehören.

Direkter Kontakt zu Tieren

„Mir ist wichtig, dass die Mädchen und Jungen einen direkten Kontakt zu Lebewesen haben und diese nicht nur in der Computerwelt kennenlernen“, sagt der Rassegeflügelzüchter.

Die tierischen Mitbewohner hätten nicht nur Kreativität, sondern auch die Gier nach Wissen ausgelöst, beschreibt die Hortleiterin. So seien Bilder gemalt, Häuschen gebaut, Bücher über Tiere intensiv gelesen worden. Und auch mit den Rassen hätten sich die Schüler intensiver beschäftigt. So würden beispielsweise Brahma, Vorwerk und Dorking heranwachsen. Und diese hätten bestimmte Unterscheidungsmerkmale.

Die Kinder sind jetzt neugierig, was aus den Oster-Küken geworden ist. „Wir fahren in den Pfingstferien nach Drebenstedt und besuchen unsere Hühner“, verrät Edeltraud Elmendorff.

Auch im nächsten Jahr sollen wieder Eier im Jübarer Hort ausgebrütet werden. Doch zuvor soll ein Film entstehen: aus den vielen Aufnahmen, die nicht nur im Brutkasten, sondern auch beim Heranwachsen der Hühner entstanden sind. Dabei wird der Offene Kanal Salzwedel den Schülern helfen. Angemeldet sind die Kinder bereits dafür.

Quelle: Die Volksstimme empfiehlt vom 16. Mai 2024 den Artikel Vom Ei zum Küken – live erlebt https://epaper.volksstimme.de/volksstimme/share/UEpDRjFJQzhtOGtIdU1aemp5UlhodTU1NEVrQWRwYlBPQm1DaWtQeEo4WGdQd09rRXYxVEFLK0lObE1iYWhSQXFHWHJIamJGVXVNRU9RS2xuSFNwZWtIc2NJUGt2NlZWNmJ6Q3NVbVNEcE9Wd2xFa3lNRGNIVFZ0dW11RHNBND0=?preview=true 

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